Integration Im Berufsleben Fuss fassen – Arbeitsintegration in der Stadt Winterthur

«Was zählt, sind die Menschen!» Diese Aussage passt praktisch auf alle Lebenssituationen. Noch mehr, wenn es darum geht, den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern und darin Fuss zu fassen. Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte bei der Jobsuche unterstützen, das macht die Arbeitsintegration Winterthur.

Patrick Buschauer


Wir haben Patrick Buschauer, Leiter der Abteilung Praxiseinsatz Erwachsene der Arbeitsintegration Winterthur, für ein Gespräch getroffen, um mehr über die Arbeitsintegration zu erfahren. Er sprach mit uns über die Programme der Arbeitsintegration, den sogenannten Integrationsplan, und wie entscheidend der persönliche Kontakt bei der Stellensuche ist. Patrick Buschauer ist bereits seit 18 Jahren in der Arbeitsintegration Winterthur tätig. Zunächst war er Coach. Zügig hat er mehrere Abteilungen geleitetet und kennt somit alle Programme der Arbeitsintegration. Sein Werdegang begann allerdings ganz anders, nämlich mit einem Studium der Literaturwissenschaft in Zürich. Um sein Studium zu finanzieren, gab er in den 1990er-Jahren vorwiegend Deutschunterricht an bosnische Flüchtlinge. Das war sein erster Touchpoint mit einer migrantischen Community. Im Anschluss leitete er bei der Caritas Luzern Kurse im Bereich Bildung für die bosnische Community. In einer nächsten beruflichen Station, bei der kantonalen Amtsstelle für Flüchtlinge und Asylsuchende, half er bei der Wohnungs- und Jobsuche.

Der Integrationsplan
Die Arbeitsintegration Winterthur bietet mehrere von der Fachstelle für Integration akkreditierte Programme speziell für Menschen mit Migrationsgeschichte an. Im Rahmen dieser Programme erstellen die Coachs gemeinsam mit der Person einen Integrationsplan.
Und was beinhaltet ein Integrationsplan? Darin werden die Kompetenzen und Interessen der/des Stellensuchenden erfasst und die nächsten Schritte für die Jobsuche geplant. Auch beinhaltet dieser Plan, ob zusätzliche Deutschkurse, Fachkurse oder Trainings nötig sind. Ein Integrationsplan ist individuell und fokussiert sich nur auf die Arbeitsintegration. Die soziale Integration der Person spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle, da die Fachstelle für Integration die soziale und berufliche Integration getrennt behandelt.

Was ist das Ziel eines solchen Integrationsplans? Natürlich schnellstmöglich eine Arbeitsstelle in der Privatwirtschaft oder einen Praktikumsplatz zu finden. Dabei werden die Fähigkeiten und Interessen der Person selbstverständlich berücksichtigt. In seltenen Fällen ist es möglich, eine Person direkt zu vermitteln. Daher starten die meisten Personen mit einem Praktikum oder Schnuppertagen in einem Unternehmen. Bei dieser Herangehensweise lernt der Einsatzbetrieb die Person kennen, gibt ihr eine Chance und fördert sie. Im besten Fall führt das Probearbeiten zu einer Festanstellung.

Und in welche Branchen wird vermittelt? Die häufigsten Vermittlungsbereiche sind in der Gastronomie, Pflege, Haustechnik, Reinigung, in KMU-Betrieben oder in handwerklichen Berufen wie Schreinerei, Malerei. Patrick Buschauer sagt, dass bei Migrant*innen die Vermittlungsquote bei 40 % liegt.

Der persönliche Kontakt zählt
«Die Aufgabe der Arbeitsintegration Winterthur liegt vorwiegend darin, die Verbindung zwischen der/dem Stellensuchenden und potenziellen Arbeitgebenden herzustellen», sagt Patrick Buschauer. Dabei setzt er lieber auf den persönlichen Kontakt, als auf ein Telefonat. Das führt schneller zum Erfolg. Besucht ein Coach zusammen mit der Person den Betrieb, wird viel eher ein Probearbeiten ermöglicht. Der persönliche Kontakt ist wichtig, das merke man besonders während des Bewerbungscoachings. «Wir schicken zahlreiche Bewerbungen ab. Oftmals gibt es keine oder eine negative Antwort, möglicherweise weil die Person den falschen Namen oder die falsche Herkunft hat. Das löst nur Frustration aus. Der persönliche Kontakt zu den Unternehmen hingegen ermöglicht uns, Berührungsängste und Barrieren abzubauen», meint Buschauer. 

Er selbst war auch eine Zeit lang arbeitslos. «Das war für mich eine prägende Erfahrung», führt Buschauer aus. Während seiner Zeit als Coach hat er gemerkt, wie wichtig es für die meisten Stellensuchenden ist, einen Job zu haben, um sich als Teil der Gesellschaft zu fühlen. Dieses Zugehörigkeitsgefühl ist bei Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte tendenziell ausgeprägter. Neben der Herausforderung der Arbeitssuche gibt es weitere Hindernisse. Dazu zählen die Abhängigkeit von Behörden, fehlende Akzeptanz, Sprachbarrieren und wenig Kontakte zur hiesigen Bevölkerung. Die soziale Integration findet Patrick Buschauer bei Valeriana spannend, weil wir die berufliche und soziale Integration kombinieren. Die Mitarbeiter*innen verdienen ihr eigenes Geld, verbessern ihre Deutschkenntnisse im Deutschkurs und sind im ständigen Austausch mit der hiesigen Bevölkerung.
 
Ihn motivieren genauso wie uns «all die kleinen und grossen Erfolgsgeschichten, die durch den Tag passieren.» Patrick Buschauers Call-to-Action für eine inklusive Gesellschaft ist: «Einfach aufeinander zugehen. Und zwar im kleinen – im Wohnquartier, im Haus, im Sportverein.» 

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