Wir-Gefühl «Züri schenkt» und Valeriana hilft mit
Hohoho, Weihnachten steht viel schneller vor der Tür als gedacht. Und obwohl die Weihnachtszeit uns alle in eine friedliche, ruhige und besinnliche Stimmung versetzen sollte, wissen wir, wie stressig diese Zeit bis zum 24. Dezember sein kann. Besonders, wenn es um die Geschenksuche geht, die meistens doch unorganisierter abläuft als geplant...
Ausser natürlich, dir geht es da ganz anders als uns. Vielleicht kannst du persönlich gar nicht genug davon bekommen, in Gedanken an all die glücklichen Gesichter deiner Freund*innen und Familienmitglieder den ausgefallensten Geschenkideen hinterherzujagen! Dann lass uns dein Talent nutzen und zu Weihnachten direkt noch mal mehr Gutes tun als sowieso schon. Denn in Zusammenarbeit mit der Initiative «Züri schenkt» wollen wir in diesem Jahr den Geist der Weihnacht auch zu den Menschen bringen, die es gerade nicht so einfach haben.
Klingt super? Ist es auch! Deshalb haben wir den Co-Lead des Projektes, Florin Hasler, zum Gespräch getroffen, damit er uns allen genauer erklären kann, worum es bei der Initiative geht.
Valeriana: Florin, würdest du uns kurz erzählen, wie es zu eurer Initiative kam?
Florin: Der Prototyp von «Züri schenkt», wurde im Jahr 2016 ins Leben gerufen, als gerade der Peak der Flüchtlingskrise war. Damals gab es in Oerlikon die Halle 9, die als Durchgangszentrum genutzt wurde, um Geflüchtete unterzubringen. Julius und Janina, die späteren Gründer*innen von «Züri schenkt» haben damals in der Gegend gewohnt und sind öfter dort vorbeigekommen. Irgendwann in der Vorweihnachtszeit kam bei beiden die Idee auf, Menschen in schwierigen Lagen während den Feiertagen eine Freude zu bereiten.
Angefangen hat alles damit, dass sie ihre Bekannten und die Bekannten von den Bekannten mobilisiert haben, Geschenke zu spenden. Nachdem sie die in ihrer eigenen Wohnung gesammelt haben, haben sie die Geschenke eigenhändig bei der Halle 9 vorbeigebracht. Das war das erste Jahr. Im nächsten Jahr sind dann Alex und Yagmur dazugestossen. Sie haben das Projekt und ihr Netzwerk weiter ausgebaut. In diesem Zuge ist auch die Partnerschaft mit der AOZ entstanden. Seit dem Zeitpunkt existiert die Sammelaktion ungefähr in der Form, in der sie auch jetzt stattfindet.
Jede und jeder kann mitmachen: Einfach Mütze, Schal und Handschuhe – sowie für Kinder Spielzeug – als Geschenk verpacken, mit einer Grusskarte versehen und bis zum 19. Dezember bei einem unserer Partner*innen wie z.B. bei Valeriana abgeben.
Letztes Jahr haben wir auch auf Geldspenden gesetzt, da es aufgrund der Pandemie schwieriger war Geschenke zu besorgen und abzugeben. Also haben wir den Prozess vereinfacht und ein Spendenformular aufgesetzt. Wir waren sehr positiv überrascht, wie viele Spenden hereingekommen sind.
Valeriana: Wie kann man denn spenden?
Florin: Man kann das Äquivalent eines Geschenks spenden. 30 Franken für Männer/-Frauen Geschenke und 50 Franken für ein Geschenk für Kinder. Wir kaufen dann die Geschenke ein, verpacken diese und bringen sie zu den Asylzentren.
Valeriana: An welche Asylzentren werden die Geschenke verteilt?
Florin: Es machen Asylzentren im Raum Zürich mit, die von der AOZ betreut werden. Dazu gehören Durchgangszentren, aber auch Bundesasylzentren. Seit dem letzten Jahr machen auch Zentren von der ORS mit. Es sind insgesamt neun im Kanton Zürich.
Valeriana: Wie war die Resonanz bei den Geflüchteten in den vergangenen Jahren?
Florin: Das Feedback, was wir bisher von den Asylzentren bekommen haben, ist immer sehr positiv ausgefallen. Jede*r freut sich über Geschenke. Mit den Geflüchteten selbst haben wir keinen direkten Kontakt. Wir bringen die Geschenke zu den Asylzentren und sind im Kontakt mit den Leiter*innen und Betreuer*innen, die die Geschenke entgegennehmen und auch verteilen.
Valeriana: Wie erfolgreich waren die vergangenen Jahre?
Florin: Im Jahr 2017 wurden wir mit Geschenken geradezu überflutet. 2019 war es bisschen knapper als in den anderen Jahren. Wir haben zum Glück auch immer etwas Spielraum dank unserer Sponsor*innen, die uns mit Schokolade oder Hygieneprodukten unterstützen. Generell haben wir aber meist zu wenig Geschenke für die Männer, da die meisten lieber Geschenke für Frauen und Kinder bringen.
Valeriana: Was geschieht, wenn mehr als 1'000 Geschenke gesammelt werden? Arbeitet ihr mit ähnlichen Initiativen zusammen?
Florin: Wenn es doch mal mehr Geschenke gab, waren wir den Rest des Distributionstages damit beschäftigt, einen sinnvollen Ort zu finden, wo wir die Geschenke hinbringen können. Wir haben Kinderheime angefragt, die meisten waren aber zu dem Zeitpunkt bereits versorgt. Dann haben wir glücklicherweise mit dem Hilfswerk Incontro zusammenarbeiten können, die die Essensausgabe beim Kosmos in der Nähe organisieren. Dort konnten wir alle Geschenke hinbringen. Und auch dieses Jahr dürfen wir wieder alle übrigen Geschenke zu ihnen bringen, falls wir mehr als 1’000 Geschenken sammeln.
Valeriana: Was wünschst du dir für die diesjährige Aktion?
Florin: Übergeordnet steht unsere Initiative für gesellschaftlichen Zusammenhalt und dafür, alle Menschen, die hier in die Schweiz gekommen sind, willkommen zu heissen. Wir setzen uns in erster Linie für ein Miteinander ein und hoffen, dass wir unseren Spirit auch dieses Jahr wieder vermitteln können. Mit «Züri schenkt» geht es uns nicht primär um das Materielle. Es sind zwar materielle Geschenke, doch es sind auch bewusst Artikel, die die meisten nicht haben und im Alltag wirklich gut gebrauchen können. Die Geschenkauswahl fand in Absprache mit der AOZ statt. Dieses Jahr ist besonders, dass die Initiative auch in weiteren Städten stattfindet. Letztes Jahr haben wir das Projekt im kleinen Rahmen, als Pilotprojekt, auch in Luzern, Bern, Genf und Lugano durchgeführt. Jetzt wünsche ich mir, dass es ein gesamtschweizerischer Erfolg wird. Ausserdem findet die Aktion auch das erste Mal in Liechtenstein statt, gewissermassen unsere erste internationale Expansion – das freut uns sehr.
Möchtest auch du die Aktion unterstützen? Alle Informationen dazu, welche Geschenke gewünscht werden und wie du sie am besten verpackst, findest du hier.