Gut zu Wissen Places we like: Das Malaika Theater

Malaika. So schön klingt das arabisch-swahilische Wort für «Engel». Und für viele Menschen in Zürich ist das Theater-Integrationsprojekt, das sich hinter dem Namen verbirgt, tatsächlich ein Geschenk des Himmels: Rund 40 Personen unterschiedlichster Kulturen, Generationen und Religionen treffen sich hier regelmässig, um sich kennenzulernen und auszutauschen - und zwar über alle Grenzen und Unterschiede hinweg. In Form von Theaterprojekten und Catering-Anlässen lassen sie auch andere an dem kleinen, grossen Integrationswunder teilhaben, das sie zusammen geschaffen haben. Wir haben Brigitte Schmidlin, die Leiterin des Malaika Theaters, zum Gespräch getroffen.

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Valeriana: Liebe Brigitte, wie sieht dein ganz persönlicher Werdegang aus, der dich zu deiner jetzigen Position als Leitung des Malaika Theaters geführt hat? 

Brigitte: Wenn ich ganz hinten bzw. vorne anfange, habe ich Lüftungszeichnerin gelernt. Anschliessend habe ich eine Schauspielausbildung gemacht und als Regieassistentin, Schauspiel- und Theaterpädagogin gearbeitet. Es war ungefähr 2015, als in mir der Wunsch aufkam Freiwilligenarbeit zu machen. Ich selbst hatte und habe ein sehr behütetes und gutes Leben und wollte gerne etwas zurückgeben. Per Zufall bin ich auf das Malaika Theater gestossen. Als Nicole, die Gründerin des Projektes, mich zu einem ersten Gespräch eingeladen hat, fand ich das alles sehr spannend. Voller Elan bin ich zur ersten Probe gegangen. Ich hab etwas gestaunt, dass es mit der Pünktlichkeit der anderen Mitwirkenden gehapert hat. Einige der Geflüchteten sind gar nicht erst erschienen. Die Begründung der Anwesenden, es sei wegen des momentanen Regens, hat mir zwar eingeleuchtet, mir aber auch gezeigt, wie fremd uns die Nöte und Sorgen der Geflüchteten sind. Wenn ich nur ein einziges Paar Schuhe hätte würd ich bei Regen wohl auch nicht aus dem Haus gehen... Das war mein erster Berührungspunkt. Ansonsten war der allgemeine Umgang sehr locker, unkompliziert, spannend und inspirierend. Mittlerweile bin ich ein fester Bestandteil von Malaika und zu 30 Prozent angestellt.


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Valeriana: Was ist dein persönlicher täglicher Antrieb, dich für Integration und die Menschen dahinter einzusetzen?

Brigitte: Wie erwähnt wollte ich helfen und mich einbringen und Menschen in Not zur Seite stehen. Ich finde, es kommt aber auch sehr viel zurück. Und ich glaube, wir bewirken auch wirklich etwas. Wir hören von Leitenden der Durchgangszentren oder von anderen Organisationen, dass die Menschen bei uns tatsächlich profitieren, etwas lernen, sich integrieren und sich zu befreiteren Menschen wandeln. Wir sind wie eine grosse Familie, es macht wirklich Spass. Und es macht glücklich zu sehen, wie viele von unseren Malaikas ihre Probleme ablegen können, wenn sie hier sind. Sie lachen viel, auch über sich selbst. Ich bin überzeugt: Sie finden bei uns, zumindest für kurze Zeit, jene befreienden Momente und Augenblicke, die für uns Menschen so wichtig und hilfreich sind, und dank derer wir in unser oft kalten und ergebnisorientierten Welt funktionieren können.

Valeriana: Und was macht dir persönlich am meisten Freude bei der Arbeit?

Brigitte: Es ist das Gesamte. Zusammen etwas zu erreichen. Ein absolutes Highlight waren die Auftritte im Bernhard Theater. Die Malaikas wurden beinahe etwas ehrfürchtig in diesem Theater, mit der richtigen Lichtanlage, den Vorhängen, all dem technischen Schnickschnack, den vielen Stühlen und weiss gedeckten Tischchen fürs Publikum. Für gewöhnlich spielen wir vorwiegend in Gemeinschaftszentren, da war das etwas ganz Neues. Ich erinnere mich noch an die Freude nach einer Aufführung, an den Stolz der Malaikas, wenn da Schweizer*innen im Publikum sitzen und klatschen, teilweise sogar aufstehen. Da kommt so viel Spiel- und Lebensfreude rüber. Das finde ich wahnsinnig berührend!
 
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Valeriana: Die Inhalte der Theaterstücke werden von den «Malaikas» selbst entwickelt und dargestellt. Welche Botschaft soll beim Publikum ankommen bzw. welche Gefühle sollen geweckt werden?
 
Brigitte: Für uns ist ein Stück gut, wenn die Leute lachen, aber auch berührt sind. Es passiert immer wieder, dass Tränen fliessen. Auch traurige und emotionale Szenen müssen ihren Platz haben. Wir erarbeiten unsere Programme durch Improvisationen. Meist gebe ich ein Thema vor oder es drängt sich auf, durch Gespräche, Nöte oder Erinnerungen. Alle diese Inputs werden gesammelt und zu Szenen verarbeitet. Dann geht’s darum, einen roten Faden zu finden und aus dem Strauss von Eindrücken, Erinnerungen, Erlebtem und Fiktivem ein Stück zu erarbeiten.

Valeriana: Was denkst du, welche Eigenschaften durch das Theaterspielen bei den «Malaikas» besonders gefördert werden?
 
Brigitte: Vor einer Gruppe stehen, laut und auf Deutsch sprechen - das ist das, was für viele am schwierigsten ist. Bei uns lernen sie ausserdem pünktlich zu sein, verbindlich zu sein. Viele haben noch nie mit einer Agenda gearbeitet. Bei uns lernen sie diese Dinge. Und sie lernen, was es heisst, etwas gemeinsam zu erreichen. Manchmal höre ich: «Ich kann meine Rolle schon, ich muss nicht mehr proben.» Aber zum Theaterspielen müssen immer alle da sein, sonst geht es nicht.
 
Valeriana: Was kann jede*r einzelne von uns tun, um die Integration von Geflüchteten zu unterstützen?
 
Brigitte: Sicher mal Vorurteile abbauen. Ich glaube, wenn wir einfach freundlich zueinander sind, dann hätten wir schon viel getan. Kleine Vorurteile hat jeder, aber die grössten findet man oft bei den Leuten, die keinen Kontakt haben zu Geflüchteten oder anderen Kulturen. Ich glaube, wenn man allen auf Augenhöhe begegnen würde, wäre es für viele schon wesentlich einfacher.

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Du möchtest das Malaika-Projekt unterstützen? Dann komm zu einer der Aufführungen oder buche die Theatergruppe oder das Catering direkt für ein eigenes Event! Weitere Informationen findest du auf der Webseite

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